Abstract
Diese retrospektive Studie untersucht die Krankengeschichten von 261 mit gastrointestinalen Symptomen vorgestellten Katzen, deren Cobalaminstatus bestimmt wurde. Zusätzlich wurde anhand 22 gesunder adulter Katzen mit nicht nachweisbarer Methylmalonsäure im Harn ein Cobalaminreferenzbereich (305 - 1967ng/L) erstellt. Insgesamt wiesen 41.4 % der 261 kranken Katzen eine Hypocobalaminämie auf. Nicht messbar tiefe Werte (Gruppe A: < 150ng/L) hatten 69 von 261 (26.4 %) Katzen, bei 39 (15 %) lag der Cobalaminwert zwischen 150 - 304ng/L (Gruppe B) und 153 (58.6 %) Katzen waren normocobalaminämisch (Gruppe C). Während der häufigste Vorstellungsgrund bei hypocobalaminämischen Katzen chronischer Durchfall war, wurden normocobalaminämische Katzen am häufigsten mit Erbrechen oder Anorexie vorgestellt. Lediglich für die Kombination aus Erbrechen und Durchfall konnte ein leichtgradig erhöhtes Risiko für eine Hypocobalaminämie nachgewiesen werden (OR = 2.879, 95 % KI 1.313 - 6.310). Das Alter korrelierte negativ, das Körpergewicht positiv mit der Cobalaminkonzentration. Katzen in Gruppe A hatten im Vergleich zu Gruppe C signifikant (p = 0.0009) höhere neutrophile Granulozyten und MCV- Werte (p = 0.0064), sowie signifikant tiefere Hämatokrit- (p = 0.0018) und Albuminwerte (p = 0.0037). Die Gruppen B und C unterschieden sich nicht signifikant. Bei insgesamt 125 Katzen (A 69.6 %, B 59 %, C 35.3 %) konnte eine Diagnose gestellt werden, wobei das Lymphom mit 31.2 % (A 53.8 %, B 15.4 %, C 30.8 %) am häufigsten war, gefolgt von 22,4 % entzündlichen Darmerkrankungen (A 35.7 %, B 7.1 %, C 57.2 %). Hypocobalaminämie ist ein häufiger Befund bei Katzen mit gastrointestinalen Problemen und die Kombination aus klinischer Symptomatik und Befunden der Routinelabordiagnostik kann erste Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit und den Schweregrad des Mangels geben, wobei nur Cobalaminwerte < 150ng/L die hämatologischen Parameter beeinflussen. Die Cobalaminbestimmung sollte bei der Katze in die Routineaufarbeitung chronischer gastrointestinaler Probleme integriert werden, da je nach Konzentration weiterführende Diagnostik indiziert sein kann.