Abstract
Für viele demokratische Nationen stellen zahlreiche quantitative Studien auf dem Gebiet der empirischen Wahlforschung einen robusten Zusammenhang zwischen ökonomischen Faktoren und politischen Wahlergebnissen fest. Demnach erleiden die in der Regierungsverantwortung stehenden Parteien bei einer objektiven Verschlechterung zentraler makroökonomischer Indikatoren deutliche Stimmenverluste bei subnationalen Wahlen, wobei das theoretische Konzept des rationalen Wählers, der die Regierung für die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes verantwortlich macht, als Grundlage genutzt wird. Bis heute werden entsprechende Untersuchungen zumeist anhand von Aggregatdaten durchgeführt. Der vorliegende Beitrag geht einen Schritt weiter und mikrofundiert die These des ökonomischen Wählens bei Landtagswahlen mit einer systematischen Analyse von Survey-Daten. Das Hauptergebnis lautet: Je pessimistischer ein Wähler die zukünftige ökonomische Entwicklung in der Bundesrepublik einschätzt, desto eher wird er bei einer Landtagswahl gegen die Bundesregierungsparteien stimmen.