Abstract
Hintergrund: Das Metabolische Syndrom (MS) ist ein Komplex aus u.a. Adipositas, Insulinresistenz, Dyslipidämie und arterieller Hypertonie. Diese Elemente gehen einzeln mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angststörungen einher. Für das MS ist die Datenlage kontrovers, und vor allem kleine Studien mit selektioniertem Patientenkollektiv belegen einen Zusammenhang. Die Assoziation von MS mit Essstörungen ist bisher kaum erforscht. Wir haben in einer unselektionierten ambulanten internistischen Population untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen MS und psychiatrischen Komorbiditäten, wie Depressionen, Angst- und Essstörungen gibt. Methodik: 415 neue Patienten (206 Männer und 209 Frauen, Durchschnittsalter 48±17 Jahre) der medizinischen Poliklinik des Universitätsspitals Basel wurden, unabhängig des Konsultationsgrundes, bezüglich MS und deren Komponenten prospektiv untersucht. Zur Diagnose eines MS wurde die Definition des NCEP ATP-III verwendet. Allen 415 Patienten wurden die folgenden Fragebögen abgegeben, welche verschiedene psychiatrische Erkrankungen erfassen: Prime-MD, BSI und HADS. Resultate: 90 (22%) Patienten wiesen ein MS auf, wobei beide Geschlechter gleich häufig betroffen waren. Während die für die Definition des MS relevanten Kriterien, wie Blutdruck, Glucose und Triglyceride bei Männern signifikant häufiger pathologisch ausfielen, war bei den Frauen der Bauchumfang häufiger über der Norm. Mittels Prime-MD konnte bei 8% eine Depression und 9% eine Angststörung diagnostiziert werden. Essstörungen waren im untersuchten Kollektiv selten: mittels Fragebogen konnte bei 15 Patienten ein Binge-Eating und bei 12 Personen eine Bulimia nervosa diagnostiziert werden. Zwischen Patienten mit resp. ohne MS gab es keine Unterschiede bezüglich Depression, Angst- oder Essstörungen. Interpretation: Ein Fünftel der Patienten eines ambulanten internistischen Patientenkollektivs wiesen ein MS auf. Psychiatrische Komorbiditäten wie Depressionen, Angst- und Essstörungen fanden sich bei Patienten mit MS gleich häufig wie bei Patienten ohne MS.