Abstract
Kierkegaards Auseinandersetzung mit dem Begriff der Stimmung ist eng mit der Rezeption deutscher Ironiekonzepte sowie der deutschen Romantikkritik verbunden. Schon in der deutschen Romantik finden sich (etwa bei Solger) Versuche, Ironie und Stimmung zusammenzudenken und Stimmung entsprechend in Ansätzen als Einheit einer nicht aufgehobenen Differenz zu definieren. Mit dem Bemühen, genau diese Konzepte in einen musikästhetischen Kontext zu übersetzen, werden eigene Konturen von Kierkegaards Stimmungsbegriff deutlich. Diese kommen insbesondere in den ausführlichen Reflexionen zu einem Begriff des Begehrens in der Don Juan-Kritik zum Ausdruck, in welcher der Ästhetiker A mit dem entsprechenden Widerspruch einer ›Stimmung der Stimmungen‹ laboriert. Hier werden die Konturen eines Stimmungskonzeptes deutlich, dass sich vollends von der idealistischen Vorstellung der Stimmung als dem »Innerste[n] und Eigenste[n] des Subjektes« löst.
Die Besonderheit von Kierkegaard Stimmungskonzept lässt sich noch besser konturieren, wenn man der Relation zwischen den Überlegungen zur Stimmung in Enten-Eller und denjenigen zur Angst im Begriff Angst nachgeht. Dabei kann die Angst als eine nochmals potenzierte Form einer auf die Ambivalenz der Stimmungen des Begehrens beruhende widersprüchliche Stimmung bezeichnet werden, die auf einen konstitutiven inneren Zwiespalt verweist.