Abstract
Die Gebietsnamen der Personifikationen auf den sog. Reiseerinnerungsmünzen des Kaisers Hadrian lassen sich alle als Bezeichnungen von administrativen Gebietseinheiten nachweisen. Sie vermitteln etwa im Unterschied zu den in einem offensichtlich militärisch-triumphalen Repräsentationskontext ausdrücklich als ἔϑνη veranschlagten Reliefdarstellungen im Sebasteion von Aphrodisias oder den literarisch mit Ethnika bezeichneten Darstellungen von gentes bzw. nationes der stadtrömischen porticus ad nationes nicht eine ethnographische Ansicht des römischen Reiches, sondern, entlang der reichsweiten Inspektionsreisen des Kaisers, eine an der administrativen Territorialordnung orientierte. Einerseits sind provinciae im Sinne umfassender Statthalterprovinzen, wie etwa Asia oder Dacia, angesprochen, wobei gleichnamige Statthalterprovinzen, wie etwa im Falle der drei provinciae namens Dacia oder der drei provinciae namens Hispania, sich nach einem formelhaften Abkürzungsprinzip jeweils umfassend durch das bloße gemeinsame Namenselement „Dacia“ bzw. „Hispania“ präsentieren. Andererseits erscheinen im engeren Sinne auch provinciae bzw. im Griechischen ἐπαρχίαι, also Teilprovinzen bzw. prokuratorische Verwaltungsgebiete unterhalb der Statthalterebene, wie im Falle der Münzlegenden Phrygia oder Libya. Diese Konzeption der Reichsgeographie ist wenigstens in der römischen Münzprägung kein Novum. Eine verwaltungsgeographische Perspektive unterworfener Regionen wird spätestens unter Trajan wenigstens in den Münzprägungen mit der personifizierten DACIA PROVINCIA ausdrücklich fassbar. Der Gebietsname Dacia bzw. seine Personifikation stand nunmehr selbstredend für die so genannte territorial definierte Verwaltungseinheit, stellte also weder die gleichnamige Landschaft noch ein ethnos dar.