Abstract
Der vorliegende Beitrag untersucht die Entwicklung delinquenten Verhaltens und dessen familiale Bearbeitung im Übergang zwischen Kindheit und Jugend. Auf der Grundlage einer qualitativen Längsschnittuntersuchung wird der Blick auf solche Fälle gerichtet, in denen delinquentes Verhalten nicht auf die Kindheit beschränkt bleibt, sondern sich bis ins Jugendalter erstreckt. Dies umfasst neben den Fällen, in denen dies aufgrund inkonsistenter oder fehlender Bearbeitung von Delinquenz in der Familie prognostiziert wurde auch solche, in denen sich zunächst ein produktiver Umgang mit abweichendem Verhalten zeigte. Fortgesetzte Delinquenz stand damit einerseits im Kontext einer nach wie vor problematischen familialen Bearbeitung, andererseits zeigten sich im Längsschnitt Zusammenhänge zu familienstrukturellen Veränderungen, die im Umgang der Familie mit abweichendem Verhalten zu Modifikationen führten. Als wichtige Bedingungen einer fortgesetzten Delinquenzkarriere konnten neben unverbindlichen und inkonsistenten Reaktionen der Familie auch die unzureichende Integration des im Gleichaltrigenkontext stattfindenden Umgangs mit Delinquenz in die familialen Aushandlungen identifiziert werden.