Abstract
Die Fachstelle für interkulturelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung (FISP) untersuchte anfangs 2011 in einer Bedarfserhebung, wo mögliche Ansatzpunkte für sinnvolle Aktivitäten von Suchtpräventionsstellen zum Thema Sucht im Alter unter der Migrationsbevölkerung liegen könnten. Es zeigte sich, dass es – wie auch bei gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern – bei Alkohol, Tabak und Medikamenten am häufigsten zu einem Substanzmissbrauch kommt und dass als Ursachen körperliche, psychische und gesellschaftliche Faktoren in Frage kommen. Mögliche spezifische Risikofaktoren für eine Suchterkrankung bei der älteren Migrationsbevölkerung sind körperliche und psychische Probleme aufgrund der Migrations- und harten Erwerbsbiografie, Isolation, geringe Deutschkenntnisse, finanzielle Probleme, Gefühle der Entwurzelung und die belastende Frage der Rückkehr ins Herkunftsland. Das Thema Sucht ist unter Migrantinnen und Migranten äusserst schambesetzt, ausserhalb der Kernfamilie wird kaum darüber gesprochen. Unterstützung gesucht wird vor allem in der Familie, bei Fachpersonen aus den Bereichen Medizin und Pharmazie sowie teilweise bei religiösen Institutionen. Sinnvolle Suchtpräventionsaktivitäten sollten möglichst frühzeitig ansetzen, beziehungsgeleitet angelegt sein und in Settings wie Migrationsorganisationen, Gewerkschaften und Betrieben über Themen der Gesundheit allgemein, Sucht im Alter und finanzielle und psychosoziale Aspekte der Pensionierung informieren. Fachpersonen aus den Bereichen Medizin und Pharmazie sowie die Generation der Kinder sollten sensibilisiert und darin unterstützt werden, das Thema anzusprechen.