Abstract
Die Frage der Zugänglichkeit der Angebote von Institutionen für Migrantinnen und Migranten stellt sich im Suchtbereich in besonders ausgeprägter Weise, da es sich um eine in vielerlei Hinsicht heikle Problematik handelt. Zu den allgemein bekannten Zugangsbarrieren gesellen sich insbesondere die Tabuisierung und die damit verbundenen Hemmungen, Ängste sowie Misstrauen, was in Teilen der Migrationsbevölkerung überdurchschnittlich stark der Fall ist. Dies zeigt sich beispielsweise bei Beratungs- und Therapieangeboten für Alkoholabhängige. Die Fachstelle für interkulturelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung (FISP) rief deshalb eine Anlaufstelle ins Leben, welche eine Brückenfunktion zwischen Institutionen des Suchtbereichs und (potenziellen) tamilischen Klientinnen und Klienten wahrnehmen sollte, welche aus diversen Gründen kaum den Weg zu Beratung oder Therapie fanden. Der Artikel beschreibt die Ausgangslage, die Vielfalt an Gründen für Alkoholabhängigkeit unter tamilischen Migrantinnen und Migranten und die Herausforderungen beim Aufbau der Anlaufstelle, wobei sich insbesondere die Frage stellte, welche Bedingungen erfüllt sein mussten, damit ihr Angebot von den Betroffenen auch tatsächlich genutzt werden würde. Die Erfahrungen im Rahmen der geleisteten Erstberatungen sowie Motivationsgespräche und die Begleitungen zu Institutionen aus dem Suchtberatungs- bzw. -therapiebereich zeugen von einigen Erfolgen, machen aber auch deutlich, dass für die Motivation und den Schritt zu einer Beratungsstelle des Regelangebots häufig mehr Einsätze der interkulturellen Vermittlerinnen und Vermittler nötig waren als anfänglich eingeplant. Zugleich zeigte sich im Projektverlauf mit zunehmender Nachfrage eine immer deutlichere Diskrepanz zwischen Inanspruchnahme der Dienstleistungen und Zahlungsbereitschaft der Institutionen, was schliesslich die Weiterführung des Projektes verunmöglichte und nach einer Alternative suchen liess.