Abstract
Die Daten der vorliegenden retrospektiven Studie wurden aus den Akten der Tumornachsorge der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten des Kantonsspitals Aarau (KSA) erfasst. Die Patienten wurden im Zeitraum zwischen 1995 – 2007 aufgrund einer Tumordiagnose im Bereich des Pharynx oder Larynx am KSA behandelt. Nach 2007 wurden keine Patienten mehr in die Studie eingeschlossen um einen minimalen Follow up von zwei Jahren zu gewährleisten. Es wurden 305 Patienten in die Studie eingeschlossen. Dabei überwog wie erwartet der Anteil der Männer mit 250 Patienten (82%) gegenüber von 55 Patientinnen (18%). Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose lag bei 60 (±
10,6) Jahren.
Ziel der Studie war es, den Behandlungserfolg in einem relativ uniformen (gleiches Spital, gleiche Lokalisationen) Patientengut anhand der Rezidiv- und der Sterberaten zu
untersuchen und diese mit der Literatur von renommierten Tumorzentren zu vergleichen. Gleichzeitig wollten wir einen Vergleich zwischen der multimodalen und der unimodalen
Therapie durchführen. Betrachtet wurden verschiedene Kriterien der Tumorerkrankung wie histopathologischer Subtyp, Lokalisation des Primärtumors und Tumor-Stadium (TNMStadien I-IV). Je nach Tumorboardentscheid wurden die Patienten unterschiedlichen Behandlungsmethoden unterzogen (Chirurgie als unimodale Therapie, Radio-(chemo)- therapie, Chirurgie kombiniert mit adjuvanter Radiotherapie).
Bei der Auswertung der gesammelten Daten interessierte uns vor allem: Wie viele der behandelten Tumorpatienten entwickelten im Laufe der Nachkontrolluntersuchungen ein Rezidiv, und wie sieht die Überlebensrate bei den verschiedenen Tumoren aus? Dazu wendeten wir bei der
statistischen Auswertung die Kaplan-Meier-Kurven sowie zur Evaluation von prognostischen Faktoren die Cox-Regression an.
Die 5-Jahres-Überlebensrate zeigte eine starke Abhängigkeit vom T-Stadium des Tumors. Bekanntermassen sinkt die Überlebenschance der Patienten mit steigendem TStadium (ausgedehnteres lokales Wachstum mit geringer Chance der vollständigen chirurgischen Resezierbarkeit, geringere Wirksamkeit der Radiotherapie aufgrund von hypoxischen Tumorarealen, grössere Wahrscheinlichkeit von Lymphknoten- und Fernmetastasen). So fand sich bei Tumoren des (Früh)-stadiums T1 und T2 eine krankheitsspezifische Überlebensrate (engl.: disease specific survival) von ~82%, beim Stadium T3 von ~72% und beim Stadium T4 von ~48%. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Rezidiven nach erfolgter Behandlung: Auch hier nahm das Risiko der Entstehung eines Rezidivs nach abgeschlossener Primärtherapie mit steigendem T-Stadium zu.
Vergleicht man den Erfolg der verschiedenen Therapieformen miteinander, so zeigt sich ein relativ eindeutiges Bild: Bei allen Tumorstadien zeigte die chirurgische Behandlung
kombiniert mit Bestrahlung den grössten Erfolg. Hier stellt man die höchste Überlebensrate und die tiefste Rezidivrate fest. Des Weiteren zeigte sich, dass der Therapieerfolg der
alleinigen Chirurgie und der Radiochemotherapie eine starke Ähnlichkeit aufweisen. Die schlechtesten Resultate fanden wir bei der Bestrahlung ohne adjuvante Chemotherapie. Hier
fanden wir stets tiefe Überlebensraten und relativ hohe Rezidivraten. Auf Chemotherapie musste z.T. wegen Nebenwirkungen oder wegen Komorbiditäten des Patienten verzichtet werden.