Abstract
Ein in simplen Strichen gezeichnetes Männchen stürzt auf ein ebenso simples Wachhäuschen, das Wachhäuschen wird zur Kaffeekanne, die Kaffeekanne zur Leiter, die Sprossen der Leiter zur Spirale, und aus dieser wiederum entsteht das Konterfei eines beschnauzten Polizisten, der das verschreckte Männchen barsch anfährt. Über hundert Jahre alt ist diese verrückte Szene, und sie stammt aus der Feder des Karikaturisten und Animationsfilmers Emile Cohl, dessen heute kaum mehr bekannte Künstlerbewegung Les Arts Incohérents vieles vorwegnehmen sollte, womit später die Surrealisten Furore machten.
Der Kurzfilm, der diese unglaublichen Metamorphosen vorführt, heisst «Le Cauchemar de Fantoche». Es verwundert nicht, dass sich das Badener Animationsfilmfestival Fantoche, das vom 3. bis 8. September stattfindet, von diesem Film zum eigenen Namen inspirieren liess. Denn charmanter lassen sich die unbegrenzten Möglichkeiten des Animationsfilms kaum darlegen. Selbst wenn im Laufe der Kinogeschichte die Techniken ausgefeilter und die Budgets grösser geworden sind, so ist es immer noch dieselbe, von allen Gesetzen der Physik losgelöste Lust am Imaginieren, wovon der Animationsfilm und damit auch Fantoche lebt.