Abstract
Am Ende von Jane Campions «The Piano» lässt sich die Protagonistin, die stumme Ada, von ihrem ins Meer versenkten Klavier in die Tiefe ziehen. Sie ist bereit zu ertrinken und entscheidet sich dann doch anders. Sie strampelt sich frei, kehrt zurück ins Leben, ist glücklich und lernt gar zu sprechen, wie man in den allerletzten Bildern des Films sieht.
Nicht wenige Kritiker haben der Regisseurin dieses Ende übel genommen. Sie hätten es lieber gesehen, dass jene Frau, die durch den ganzen Film immer wieder verletzt und missbraucht wird, sich schliesslich und scheinbar folgerichtig das Leben nimmt. In Wahrheit aber zeigt sich gerade in Adas Weiterleben die Aufmüpfigkeit und Stärke einer Figur, die sich trotz all der an ihr verübten Gewalt nie zum Opfer machen lässt. Und so wie sie sich von den Männern um sie herum nicht beherrschen lässt, so fügt sie sich denn auch nicht uns Zuschauern und unseren melodramatischen Erwartungen. Was für die Figur gilt, trifft auch auf die neuseeländische Regisseurin Jane Campion zu, deren Filme noch bis Ende Juni im Filmpodium zu sehen sind. Auch sie hat es verstanden, die Erwartungen des Publikums immer wieder konsequent zu unterlaufen.