Abstract
Die entwicklungspsychologische Forschung beschäftigt sich zunehmend mit der Bedeutung von frühkindlicher Handlungswahrnehmung und -kontrolle für die spätere Entwicklung sozial-kognitiver Fähigkeiten. Dabei ist insbesondere die Frage von Interesse, inwieweit das frühkindliche Verständnis auf Zielobjekte gerichteter Handlungen eine mögliche Vorläuferkompetenz einer Theory of Mind sein könnte. In dem vorliegenden Artikel differenzieren wir zwischen nicht-mentalistischem (auf struktureller Handlungsanalyse basierendem) und mentalistischem (auf mentale Konzepte zurückgreifendem) Handlungsverständnis und stellen die Hypothese auf, dass das nicht-mentalistische Verständnis menschlicher Handlungen im Säuglingsalter eine wichtige Vorläuferkompetenz der mentalistischen Interpretation dieser Handlungen durch die Zuschreibung mentaler Zustände wie Intentionen darstellt. Wir untermauern diese Hypothese mit einem Überblick über die jüngsten Befunde aus längsschnittlichen Untersuchungen, die mit der Annahme einer Kontinuität in der sozial-kognitiven Entwicklung im Bereich des Handlungsverständnisses konsistent sind.