Abstract
Hintergrund: Die sekundäre entzündliche Mitbeteiligung orbitaler Strukturen im Verlauf einer akuten oder chronischen Sinusitis ist häufig. Die Assoziation ist allein schon angesichts der anatomischen Nachbarschaft verführerisch, das pneumatisierte System der Nasennebenhöhlen grenzt zu 60 - 80 % an die knöcherne Orbita. Typische sinugene Motilitätseinschränkungen resultieren aus der Affektion einzelner Muskeln oder Beteiligung mehrerer Muskeln und/oder Hirnnerven infolge lokaler Entzündungsprozesse und Bindegewebsmitreaktionen. Die Folge ist zumeist eine mehr oder minder komplexe Restriktion der Bulbusbeweglichkeit. Patienten und Methoden: In diese Fallserie wurden zwischen Januar 2006 und August 2007 neun konsekutive Patienten mit einer sekundären Orbitabeteiligung sinugenen Ursprungs prospektiv eingeschlossen. Ergebnisse: Bei fünf der Patienten trat keine Motilitätseinschränkung auf; die übrigen vier jedoch zeigten eine Beeinträchtigung der Motilität. Die Kasuistiken dieser vier Patienten werden präsentiert, um die Bandbreite möglicher Motilitätsstörungen im Zusammenhang mit Sinusitiden aufzuzeigen. Schlussfolgerungen: Okuläre Motilitätsstörungen sinugenen Ursprungs reihen sich ein in die orbitalen Komplikationen, die bis zur orbitalen Sepsis und zur Sinus-cavernosus-Thrombose führen können. Einerseits kann eine Sinusitis nahezu das gesamte Spektrum okulärer Motilitätseinschränkungen verursachen, andererseits gefährliche zerebrale Aneurysmen maskieren. Die „naheliegenden”, daher auch verlockenden Zusammenhänge dürfen nicht von dem Grundsatz - Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten - ablenken!