Abstract
Grenzen haben symbolische und soziale Bedeutung, reproduzieren durch moralisierende Zuschreibungen soziale Ungleichheiten und generieren Ein- und Ausschlüsse bestimmter Personen(gruppen). Grenzen bzw. eine grenzanalytische Perspektive sind für die Sozialpädagogik deshalb relevant, weil sie Aufschluss geben über normative Ordnungsvorstellungen sowie die eigene sozialpädagogische Beteiligung hieran. Normative Ordnungen ziehen Grenzen zwischen krisenhaftem Sein und idealem Sollen und bringen soziale Wirklichkeiten hervor. Durch so konstituierte Grenzverhältnisse von Wirklichkeit und Möglichkeit lassen sich auch empirisch Grenzziehungen rekonstruieren, die Ein- und Ausschlüsse hervorbringen. Dies wird im Artikel exemplarisch für die sozialpädagogische Handlungspraxis herausgearbeitet und normative Ordnungen von „guter“ und „schlechter“ Elternschaft rekonstruiert. Eine grenzanalytische Perspektive macht damit (Un)Möglichkeiten des (Anders-)Seins als kontingente und normativ plausibilisierte Ausschließungen erkennbar und legt sozialpädagogische Wirklichkeitskonstruktionen samt ihrer Konsequenzen in ihrer Bearbeitbarkeit offen.