Abstract
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Determinanten des Erwerbs linguistischen Kapitals. Während sich die Migrationsforschung vor allem mit dem Erwerb der Nationalsprache(n) des Aufnahmelandes von Migranten als Zweitsprache beschäftigt, geht es der Ungleichheitsforschung in ihrem Fokus auf transnationales linguistisches Kapital vor allem um Fremdsprachenkenntnisse, die im grenzüberschreitenden Austausch profitabel eingesetzt werden können. In den präsentierten Analysen gehen wir beiden Fragestellungen im Vergleich zweier unterschiedlicher abhängiger Variablen nach: Erstens betrachten wir die Fremdsprachenkompetenz allgemein als einen Indikator für transnationales linguistisches Kapital, zweitens betrachten wir die Kenntnis der vier Landessprachen der Schweiz als einen Indikator für das Schweiz-spezifische linguistische Kapital der Befragten. Die Datenbasis stellt eine Bevölkerungsumfrage in der Stadt Zürich dar, in der sowohl Personen mit als auch ohne Migrationshintergrund befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass es einerseits systematische Übereinstimmungen in den Mechanismen des Spracherwerbs für die beiden Fragestellungen gibt: Dazu gehören die direkte Weitergabe von linguistischem Kapital von den Eltern an ihre Kinder, die Relevanz der Bildung und der Hochkulturorientierung. Andererseits zeigen sich aber auch gewichtige Unterschiede in den Determinanten des Erwerbs der beiden Arten von Sprachkompetenzen: So sind Auslandsaufenthalte und ‑kontakte vor allem für das transnationale linguistische Kapital relevant, der Migrationshintergrund weist dagegen nur beim Schweiz-spezifischen linguistischen Kapital einen negativen Effekt auf.