Abstract
Unsere Gesellschaft rühmt sich als individualistisch. Scheinbar lässt sie sich über keinen Kamm scheren: weder bezüglich Religion, Werte, Sitten oder Klasseninteressen. Doch etwas gibt es, worüber sich alle einig sind. Man will erfolgreich sein, egal was man tut - beim Arbeiten, Erziehen, Abnehmen, Lieben, Sporttreiben. Erfolg ist ein Zauberwort, das die weite Pluralität abrupt eng macht.
Erfolgsenge benennt den Tunnelblick, der alles ausser das Ziel vergessen lässt. Auf dem Spiel steht die Wahrnehmung für Zusammenhänge, aus der Sinn und Lebensqualität erwachsen kann. Der Preis ist also hoch. Warum erweist sich Erfolg trotzdem als allgemein akzeptiertes Kriterium? Bei einer Überschneidung von ökonomischen, darwinistischen und calvinistischen Mustern hat es ein Denken der Alternativen schwer. Die Erweiterung des Blicks bedarf der Bereitschaft, sich die Verengung einzugestehen und ihre Ursachen zu begreifen.