Abstract
Jacob Grimms „Rede über das Alter“ (1860) ist ein Meilenstein der Altersforschung. Grimm widerstreitet alt und tief eingewurzelten Vorstellungen von der müden, verbrauchten, zu Rückzug und Passivität verdammten Altersexistenz. Und er schafft Grundlagen für eine moderne, kulturwissenschaftliche Gerontologie. Sie entfaltet sich unter drei Perspektiven: Arbeit, Leben und Sprache. Grimm hat diese drei Perspektiven nicht nur thematisch erschlossen, sondern sie auch zusammengeführt und einen bis heute unübertroffenen Schluss gezogen: Es geht um Demokratisierung von Altersbildern, öffentlichen und kollektiven ebenso wie privaten und persönlichen. Alter ist auf Demokratie angewiesen, und es ist gut beraten, selbst demokratischer zu werden. – Der Beitrag erläutert dieses Konzept, einerseits im Rückblick auf Grimms Vorstellungen von empirischer Kulturwissenschaft, andererseits im Hinblick auf aktuelle gerontologische Debatten.