Abstract
Hatte die westliche Malerei seit der Renaissance das Bild als „Fenster zur Welt“ konzeptualisiert, war die Abstraktion der Moderne insofern eine ikonoklastische Bewegung als in der Reduktion auf „reine“ Oberflächen das Modell der Repräsentation selbst bis zu dem Punkt annulliert wurde, an dem die Materialität des Werks eine autonome Präsenz für sich beanspruchte. Diese Beobachtung lässt sich allerdings nicht umstandslos mit Formen absoluter Selbstreferenz gleichsetzen, war die Destruktion der Repräsentation doch konzeptuell wie historisch eng an die Dominanz der gesellschaftlichen Abstraktion im Medium des Geldwerts gebunden.
Ebenso wenig aber lässt sich die Kritik an modernistischen Werkästhetiken, wie sie sich von Minimalismus über Pop Art bis hin zur Appropriation Art manifestiert, als Bruch mit dem repräsentationskritischen Projekt der Moderne identifizieren, in dessen Folge das Partikulare und Prozessuale jede Form des Universalismus endgültig desavouiert hätte. Im Folgenden wird mithin ein Begriff von Abstraktion in die kunsthistorische Debatte eingeführt, der die Frontstellung zwischen Selbstbezüglichkeit und Referenzialität in der Auseinandersetzung mit abstrakter Kunst zu refigurieren sucht.