Abstract
Ausgangspunkt des Aufsatzes ist die Beobachtung eines Desiderats. Obwohl die Medien- wie die Geschichtswissenschaft eine große Schnittmenge an gemeinsamen Fragestellungen und Themenkomplexen besitzen, gibt es kaum interdisziplinären Austausch. Der Aufsatz soll dazu beitragen, die thematischen und strukturellen Beziehungen zwischen Geschichte und Medienwissenschaften auszuloten und die Perspektiven einer stärkeren interdisziplinären Bezugnahme zu verdeutlichen. Diese Perspektiven könnten für die Geschichtswissenschaft sowohl methodischer wie thematischer Art sein. Vier Themenfelder werden vor diesem Hintergrund angesprochen: Zunächst wird unter der Überschrift ‚Zur Situation der Medienwissenschaften und der Mediengeschichtsschreibung’ ein Überblick über die Grundtendenzen in den Medienwissenschaften gegeben. Dieser erste Abschnitt enthält vor allem eine Einführung in die theoretischen Grundlagen und einige wichtige Werke der Medienwissenschaften einschließlich einschlägiger medienwissenschaftlicher Entwürfe der Mediengeschichte. In einem zweiten Durchgang werden dann die ‚Medienbegriffe und ihre historischen Fragehorizonte’ behandelt, d.h. die unterschiedlichen literaturwissenschaftlichen und soziologischen Medienverständnisse im Hinblick auf die mit ihnen verbundenen historiographischen Perspektiven befragt. ‚Die Medialität der historischen Überlieferung’ ist Gegenstand des dritten Abschnitts, in dem mögliche Konsequenzen der Medientheorie für die historische Quellenkritik skizziert werden. Schließlich wird im Anschluss an die aktuellen Debatten über die ‚Sprachlichkeit' und ,Narrativität’ der Geschichtsschreibung unter der Überschrift ‚Die Medialität der Geschichtsvorstellungen’ die Frage diskutiert, ob das wissenschaftliche und historische Selbstverständnis der Historiographie selbst unter medientheoretischen Gesichtspunkten neu reflektiert werden kann.