Abstract
In der reichen Vielfalt an mantischer Literatur am byzantinischen Hof findet sich das griechische Achmetis Oneirocriticon, eines von nur drei thematisch geordneten Traumbüchern (die anderen waren mehrheitlich alphabetisch oder nach den Mondphasen organisiert). Das Oneirocriticon wurde zwischen 843 und 1075 zusammengetragen und um 1075 von Leo Tuscus ins Lateinische übersetzt. Heute sind uns drei französische Übersetzungen aus dem Mittelalter überliefert, wovon zwei bereits ediert vorliegen. Von den lateinischen Texten verweist keiner mehr in seinem Titel auf den ursprünglichen, angeblichen Autor Achmet zurück. Die lateinischen Handschriften, sowie deren französische Nachfolger, werden gemeinhin zur Familie der Somniale Danielis gezählt. Bis heute wurde der früheste französische Text, nämlich der anglo-normannische, noch nicht vollständig herausgegeben. Diese Dissertation füllt diese Lücke mit einer kritischen Edition der Handschrift Berliner Staatsbibliothek, Preussischer Kulturbesitz, lat. quart. 70. Eine umfangreiche Einführung situiert den Achmetis Oneirocriticon innerhalb der gesamten mantischen Literatur, beschreibt die Geschichte des Textes von seinen arabischen Quellen bis zu den drei existierenden französischen Handschriften (die auf zwei verschiedene lateinische Vorlagen, durch zwei verschiedene Übersetzer, Pascalis Romanus und Leo Tuscus, zurückgehen) und bietet abschliessend eine allgemeine Übersicht der lateinischen Handschriften sowie eine genauere Beschreibung der mittelfranzösischen. Die Edition, mit einem reichen kritischen Apparat aus den griechischen, lateinischen und französischen Kollationen, ist mit einem detaillierten Glossar und einem umfänglichen Index versehen.