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Reziprozität und Reputation

Berger, Roger; Rauhut, Heiko (2015). Reziprozität und Reputation. In: Braun, Norman; Saam, Nicole. Handbuch Modellbildung und Simulation in den Sozialwissenschaften. Berlin: VS Verlag, 715-742.

Abstract

Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zur Modellierung von Reziprozität und Reputation. Er beginnt mit einer Begriffsklärung. Reziprozität wird als ein gegenseitiger, konditionaler Austausch von Ressourcen definiert. Spezifischere Formen von Reziprozität werden nach der Motivation, dem Adressaten und der Art des Austauschs unterschieden. Durch diese Kriterien können positive und negative, direkte und indirekte, sowie strategische und altruistische Reziprozität unterschieden werden. Es werden auch synonyme Begriffspaare wie spezifische und generalisierte oder schwache und starke Reziprozität besprochen und eingeordnet. Reputation wird in diesem Beitrag als eine spezifische Variante von indirekter Reziprozität betrachtet, bei der die Information über die vergangene Kooperationsneigung eines Akteurs von einem Dritten stammt.

Anschließend wird in die Modellierung von Reziprozitüt eingeführt. Hierbei steht ein sequentielles Gefangenendilemma als Modell reziproker Tauschhandlungen im Vordergrund. Anhand dieses Modells werden zunächst Mechanismen zur Entstehung und Stabilisierung von strategischer Reziprozität, also von Tauschhandlungen unter eigeninteressierten Akteuren, besprochen. Es werden der Schatten der Zukunft, Reputation und Netzwerkreziprozität erläutert. Für jeden Mechanismus wird gezeigt, dass sich die Bedingung für das Senden von Ressourcen und die Erwiderung darauf auf eine erstaunlich einfache Formel reduzieren lasst: Die Wiederholungswahrscheinlichkeit zukünftiger Interaktionen, der Bekanntheitsgrad der Reputation oder die durchschnittliche Zahl von Netzwerknachbarn muss jeweils das Verhältnis von Kosten und Nutzen reziproken Verhaltens übersteigen.

Im Anschluss werden Modelle zur Entstehung altruistischer Reziprozitaät diskutiert. Es werden Modelle genetischer bzw. sozialisierter Prädisposition für Altruismus besprochen und daraufhin gezeigt, dass in menschlichen Gesellschaften insbesondere die Emotion der Ungleichheitsaversion altruistische Reziprozität erklären kann. Es zeigt sich, dass auch die Entstehung von altruistischer Reziprozität durch erstaunlich einfache Formeln erklärt werden kann. Erstens kann der Empfänger durch eine ausreichend hohe Scham, die das Verhältnis von Kosten und Nutzen seiner unerwiderten Leistung übersteigt, zu einer reziproken Leistungserwiderung motiviert werden. Zweitens kann der Sender die Erwiderung seiner Leistung durch altruistische Strafen erzwingen. Die Bedingung hierfür ist, dass sein Neid auf den bessergestellten, unkooperativen Empfänger das Verhältnis zwischen seinen Strafkosten und dem Strafmaß des Empfängers übersteigt.

Der Beitrag schließt mit einer Diskussion empirisch relevanter Mischformen strategischer und altruistischer Reziprozität, sowie kommentierten Literaturempfehlungen.

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Item Type:Book Section, refereed, original work
Communities & Collections:06 Faculty of Arts > Institute of Sociology
Dewey Decimal Classification:300 Social sciences, sociology & anthropology
Language:German
Date:2015
Deposited On:29 Apr 2014 13:13
Last Modified:20 Mar 2025 10:50
Publisher:VS Verlag
ISBN:978-3-658-01164-2, 978-3-658-01163-5
OA Status:Closed
Publisher DOI:https://doi.org/10.1007/978-3-658-01164-2_25
Related URLs:http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/book/978-3-658-01163-5
http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-01164-2_25
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