Abstract
Ein wesentliches Kennzeichen sozialer Ordnung ist ein niedriges Kriminalitätsniveau. Es wird häufig davon ausgegangen, dass höhere Strafen zu einem niedrigeren Kriminalitätsniveau führen. Mit bestimmten spieltheoretischen Überlegungen lässt sich dagegen zeigen, dass höhere Strafen das Kriminalitätsniveau unverändert lassen, jedoch zu einem niedrigeren Kontrollniveau führen. Diese Implikationen aus dem sogenannten Kontrollspiel (Tsebelis 1990) wurden in einem entsprechenden Laborexperiment mit 77 Studenten verschiedener Fachrichtungen der Universität Leipzig getestet. Es kann gezeigt werden, dass höhere Strafen tatsächlich die Kontrollrate von Kontrolleuren senkt. Es kann jedoch auch beobachtet werden, dass höhere Strafen zu einer geringeren Kriminalitätsrate führen. Höhere Strafen müssen somit nicht unbedingt zu einem höheren Maß sozialer Ordnung führen, da neben einem Abschreckungseffekt ebenso ein Rückgang von Kontrolltätigkeiten zu beobachten ist.