Abstract
Dieser Beitrag illustriert eine Forschungslinie, die den sozialen Wandel moderner Gesellschaften durch die Analyse öffentlicher Kommunikation erschließt. Es handelt sich um ein Forschungsvorhaben, welches die sozialwissenschaftlichen Debatten über den sozialen Wandel moderner Gesellschaften aus ihrem ökonomistischen Korsett befreien will, indem die „gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ (Berger/Luckmann [1962], 1980) in den Selektions- und Interpretationslogiken der öffentlichen Kommunikation über die Zeit analysiert wird. Der Kern des Forschungsdesigns besteht in der systematischen Eruierung der wichtigsten Kommunikationsereignisse (thematisch zentrierte Medienereignisse) in den Leitmedien einer Medienarena und ihr synchroner und diachroner Vergleich. In beiden Vergleichsdimensionen werden diese medienvermittelten Kommunikationsereignisse auch mit den wichtigsten Kommunikationsereignissen im Parlament (thematisch zentrierte Parlamentsdebatten) — dem deliberativen Kern des politischen Systems — verglichen. Um diese Kommunikationsereignistypen in ihrer wechselwirksamen Dynamik zu erfassen, werden sie schließlich auch hinsichtlich ihrer Karriere — beginnend mit ihrer Entstehung bei etablierten oder nicht-etablierten politischen Akteuren (Protestparteien, soziale Bewegungen) oder den Medien selbst — analysiert. Das Forschungsdesign ist somit darauf angelegt, den Wandel der Selektions- und der Interpretationslogiken in der öffentlichen Kommunikation zu erfassen und Selektions-, Interpretations- und Entscheidungsfindungsprozesse als interdependente Kommunikationsdynamiken im Dreieck politisches System, Mediensystem und etablierte wie nicht-etablierte Akteure zu beobachten.