Abstract
Die Bedeutungssteigerung der Massenkommunikation zur Analyse moderner Gesellschaften beruht auf der kommunikationstheoretischen Wende in den Geistes- und Sozialwissenschaften und auf der alten, aber im Zeichen der Debatten über die „Informationsgesellschaft“ aktualisierten Erkenntnis, dass der massenmedialen Kommunikation die entscheidende Funktion für die Legitimitätsgeltung und Steuerungsfähigkeit moderner Gesellschaftsordnungen zukommt.1 Die auf die Gesellschaft als Kommunikationsphänomen gerichtete Perspektive sieht sich allerdings mit einem zentralen theoretischen und methodischen Problem konfrontiert: Der zunehmenden Eigendynamik der öffentlichen Arena oder, um es mit Habermas zu sagen, dem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (Habermas 1962). Es handelt sich um die Schwierigkeiten, die sich einem wissenssoziologisch begründeten, kommunikationstheoretischen Zugriff stellen, der die Formen und Inhalte der öffentlichen politischen Kommunikation als Produkt wie Agens des sozialen Wandels betrachtet, dabei jedoch berücksichtigen muss, dass die Produktions- und Selektionslogiken, die diesen Kommunikaten zugrunde liegen, selbst wiederum Produkt wie Agens sozialen Wandels sind. Im Zusammenhang mit der instruktiven Frage nach den Formen und Inhalten der Politikvermittlung durch Massenmedien lässt sich die Problematik wie folgt zuspitzen: Mit welchen Erkenntnismitteln auch immer, wir messen anhand der Analyse der politischen Kommunikationsereignisse Wahlen und Abstimmungen sowohl den sozialen Wandel der Gesellschaft als auch die Produktions- und Selektionslogiken politischer Kommunikation, vorab als Produkt der Interaktionsdynamik der Teilsysteme Politik und Medien.