Abstract
Wie in zahlreichen Wissenschafts- und Kunstformaten stellt der Vergleich auch in der essayistischen Praxis Harun Farockis ein zentrales epistemisches Werkzeug dar. Ein Blick auf die Beschaffenheit der aus einem Vergleich hervorgehenden Erkenntnisse mag ein neues Licht auf den Essay als Form werfen. Während die von Adorno mit dem Essay in Verbindung gebrachte Poetik der Konstellation Erkenntnisse durch Spekulation und Witz (ingenium) macht und damit stets eine prekäre Form des Wissens generiert, emanzipiert sich Farockis künstlerische Praxis im Laufe der Jahrzehnte von der Notwendigkeit der Abstraktion. Anstatt vergleichend Erkenntnisse darzustellen, stellt sie schließlich das Vergleichen selbst dar. In Farockis Praxis spiegelt sich somit die für den Essay konstitutive Spannung zwischen einem Begehren nach Verallgemeinerung und der Einsicht in deren Unmöglichkeit.