Abstract
Der Begriff „Multikulturalismus“ bezeichnet ein komplexes und vielfältiges Spektrum an philosophischen und politischen Ideen. Im Kern geht es bei dem Begriff um die Frage, wie man die Herausforderungen, die mit der kulturellen und religiösen Vielfalt in heutigen pluralistischen Gesellschaften verbunden sind, verstehen und darauf reagieren kann. Der zentrale Anspruch, der im Namen des Multikulturalismus erhoben wird, ist die aktive staatliche Anerkennung von Minderheitengruppen durch „group-differentiated rights“ (gruppendifferenzierte Rechte), wie es der führende Theoretiker des Multikulturalismus Will Kymlicka formuliert hat (1995, 6). Ein gruppendifferenziertes Recht ist das Recht einer Minderheitengruppe (oder eines Mitglieds einer solchen Gruppe), in einer Weise zu handeln oder nicht zu handeln, die mit entsprechenden religiösen oder kulturellen Pflichten oder Verpflichtungen vereinbar ist.